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Die Verbindung zu deinem Pferd stärken: Wie du dich von inneren Blockaden und Ängsten befreien kannst

Oct 06, 2023

Warum ist es nicht einfach mal einfach zwischen mir und meinem Pferd?” – Hast du dich das auch schonmal gefragt? Warum fühlst du nicht ständig diese tiefe Verbindung zwischen euch, wenn die doch eigentlich immer da ist (was sie ist)? Die Antwort auf diese Fragen führt uns zu uns selbst – und auf den Weg zu einem auf allen Ebenen erfüllten Leben.

Die Suche nach einer wirklich feinen Verbindung zwischen Pferd und Mensch ist ein sehr zentrales Thema in der Pferdewelt. Ist sie nicht schließlich der Kern aller Reitlehren und für viele von uns auch der Grund, warum wir uns zu den Pferden hingezogen fühlen? Weil dieses Thema so grundlegend ist, meinen wir, ganz viel dafür tun zu müssen, diese Verbindung ständig irgendwie herzustellen. Dabei ist sie im Grunde immer da und greifbar. Unsere Pferde sind tatsächlich gut darin, sie erfahrbar zu machen, nur sind wir nich immer offen dafür. Aber warum ist das so?

Du bist mit diesem Thema und diesen Fragen nicht allein. Weil wir alle Menschen sind. Und die Antwort auf die Frage, warum wir uns nicht immer mit unseren Pferden verbunden fühlen, liegt für die meisten Menschen in unserer Kultur: Weil wir selten wirklich präsent sind. Und weil wir das oft noch nicht einmal merken.

Unsere Gedanken sind so selten im Jetzt, weil wir ständig damit beschäftigt sind, die Vergangenheit zu analysieren und die Zukunft zu planen (oder fürchten). Sie werden dabei gesteuert von dem Bild, das wir von uns selbst und unserem Platz in der Welt haben und das wir meist früh in unserem Leben zusammengebaut haben. Typischerweise geht es dabei um drei zentrale Themen:

  • Befürchtete Unzulänglichkeiten: Wir haben Angst, nicht genug zu sein, glauben, dass wir noch mehr tun müssen.
  • Unsicherheit: Wir fühlen uns nicht sicher (z.B. mit dem Pferd, in der Umgebung, insgesamt in unserer Haut), wollen sie unter Umständen so gut es geht kontrollieren, um ein Sicherheitsgefühl herzustellen
  • Befürchteter Mangel: Wir haben Angst, dass wir von etwas nicht genug haben (z.B. Zeit, Geld)

… Und natürlich beschäftigt uns immer besonders, wenn wir konkret festgestellt haben, dass irgendwas gerade nicht so ist, wie wir es haben wollen oder dass etwas so ist, wie wir es nicht haben wollen.

All diese Gedanken verursachen Stress und mindern uns dadurch in unserer Fähigkeit, den Blick geöffnet zu lassen (buchstäblich und metaphorisch) und präsent zu sein. Unser Nervensystem läuft auf Gefahrenmodus und hat schlichtweg keine Zeit, weitere Informationen aufzunehmen – zu sehr ist es mit Problemlösen bzw. am Ende: Überleben beschäftigt.

Um das zu erklären, muss ich noch etwas weiter ausholen: Wir gesteuert durch unser zentrales Nervensystem (Gehirn und Rückenmarksnerven), dessen wichtigster Job es ist, uns am Leben zu halten. Dafür ist es wichtig, dass es gut aufpasst und Gefahren schnell erkennt. Unser Nervensystem ist daher immer auf der Suche nach Bedrohungen, es hat einen feinen Sensor für potenzielle Gefahr. Diese Anzeichen für Gefahr sucht es sowohl in unserem Körper, als auch in der näheren und der entfernteren Umgebung. Es gibt hier also ständig einiges zu entdecken. Und: Stress macht süchtig, d.h. grob vereinfacht: Je mehr Gefahr das Nervensystem gewohnt ist, desto mehr sieht es auch.

Um einstufen zu können was uns gefährlich werden könnte, bezieht sich unser Nervensystem auf die Dinge, die es in der Vergangenheit erlebt und als bedrohlich eingestuft hat. Es möchte diese Dinge auf keinen Fall wiederholen und überhaupt, sich am liebsten an das halten, was es kennt und was wir bisher zumindest überlebt haben. Dabei wiegen die Erfahrungen am stärksten, die direkt mit unserer Identität verbunden sind, d.h. die entweder unmittelbar lebensgefährlich waren (eher die Unterzahl) bzw. solchen, die so “wichtig” eingestuft wurden, dass sie zu unserer Identitätsbildung beigetragen haben und prägend für die Entwicklung unseres Selbst- und Weltbilds waren. Und diese fundamentalen Erinnerungen liegen in der Regel in unserer Kindheit.

Insofern hat das, was uns beschäftigt, seinen eigentlichen Ursprung meist nicht im Eben-Gerade und auch nicht in dem, vor dem wir uns im Gleich fürchten. Es stammt nur oberflächlich aus dem Gespräch mit der Stallbesitzerin vorhin und der Frage, ob wir anders hätten reagieren sollen, als sie uns gefragt hat, ob wir mit dem neuen Heu einverstanden sind, sondern aus einem Gefühl, das das Gespräch geweckt hat und das wir aus einem anderen Zusammenhang kennen. Etwas das uns tiefergehend betrifft und daher bewegt. Vielleicht, dass wir abgelehnt werden oder nicht reichen.

Sie stammen auch nicht wirklich aus unserer Angst vor dem Galoppieren in der Reitstunde später, sondern aus z.B. einer Angst , keine Kontrolle zu haben, die wir aus einer anderen Zeit gut kennen. – Die Zusammenhänge und Geschichten sind sehr individuell. Das Thema ist es nicht: Am Ende geht es dabei immer um die oben beschriebenen Ängste und Befürchtungen, manchmal bewusst, meistens aber unterbewusst.

 

Es geht nicht um das, was passiert, sondern um das, woran es uns unterbewusst erinnert. 

Woher stammen diese Befürchtungen? Gerade in den frühen Lebensjahren (man sagt, etwa bis zum 7. oder 8. Geburtstag) ist unser Unterbewusstsein weit geöffnet und sehr empfänglich für Informationen, die uns eine Einordnung geben, wer wir sind und welchen Platz wir in der Welt haben. Fundamentale Informationen, oder? Informationen, die gerade als Kind über Leben und Tod entscheiden können. Ein allein gelassenes Kind kann in der Natur nicht gut überleben – das weiß unser Nervensystem ganz genau und sucht bedingungslos den Anschluss und die Verbindung mit Erwachsenen, die hoffentlich wissen, was zu tun ist.

Wir machen dabei Erfahrungen, die wir mit unserem kindlichen Bewusstsein (viel Gefühl, wenig Überblick) nicht immer einzuordnen wissen und richtig verarbeiten können. All diese Erfahrungen hinterlassen eine emotionale Signatur. Und einige von ihnen auch eine Signatur von Hilflosigkeit, Frustration, Wut, Scham, Trauer usw., die sich am Ende auf eine Angst zurückführen lassen. Und ja, auch dann, wenn es eigentlich keine super dramatischen Erfahrungen waren. Um Gabor Maté, den kanadischen Arzt und Trauma-Forscher zu zitieren: “Trauma, abgeleitet von dem griechischen Wort für ‘Wunde’ ist nicht das, was dir passiert, sondern das, was in dir als Reaktion darauf geschieht.” Und egal, was da irgendwann war – das Nervensystem erinnert es bis heute so klar, als wäre es gestern gewesen… bzw.: Jetzt.

Diese Einordnungen bräuchten heute natürlich ein Update, denn wir wollen ja nicht nur überleben, sondern auch ein zufriedenes, erfülltes Leben leben, oder? Eines, in dem wir uns frei fühlen, zu entscheiden, was wir tun wollen, wer wir sein wollen und: Eines der freiwilligen und liebevollen Verbundenheit mit unserer Umwelt (zum Beispiel mit unseren Pferden).

Für die Herstellung dessen ist uns das Nervensystem kein guter Berater, dazu ist es einfach zu sehr Überlebens-Nerd. Stattdessen gilt es, zu verstehen, was da vor sich geht und das Nervensystem mithilfe unseres bewussten Denkens an die Hand zu nehmen.

Wenn du also nicht nur auf Autopilot (über-)leben möchtest, wenn du eine Chance haben möchtest, in den gegenwärtigen Moment zu kommen, obwohl du eigentlich Dinge hättest, über die du nachdenken könntest (was ja immer der Fall ist), wenn du es gewohnt bist, ständig in Gedanken zu sein, braucht es dein aktives Eingreifen. Eine Entscheidung von dir, diese Muster zu unterbrechen.

Wenn wir nicht bewusst gegenansteuern, laufen wir ständig auf Autopilot. 

Während ein Teil unseres “Kopfes” uns also von unseren Pferden trennt (die Amygdala und das limbische System – allerdings immer zu unserem eigenen Wohl, wie es meint), benötigen wir den Teil, der bewusst denken und Entscheidungen treffen kann (der präfrontale Cortex), um wieder zurück zu kommen ins Fühlen und in den gegenwärtigen Moment: Es braucht die bewusste Entscheidung für z.B. Yoga, Meditation, Atemübungen, Achtsamkeitspraktiken, Klopfakupressur, die Entscheidung, uns Unterstützung zu holen. Das fällt nicht immer ganz leicht, wenn wir gerade in unseren Nervensystem-Automatismen drin sind. Denn Stress macht süchtiger als Zigaretten und ein aktiviertes Nervensystem ist auch eines mit Scheuklappen: So leicht weicht es nicht vom Bewährten ab.

Da ist es natürlich sinnvoll, sich die bewusste Entscheidung leichter zu machen, d.h. sich im im entspannteren, präsenteren Zustand einmal die Zeit zu nehmen, zu antizipieren, was uns stresst, wann wir gestresst sind und wie wir uns daraus helfen können, damit es dann einfacher wird (z.B. indem wir die Yoga-Klasse schon am Anfang der Woche fest in unseren Kalender eintragen). Noch sinnvoller weil nachhaltiger ist es, die Programmierung unseres Nervensystems langfristig zu verstehen und zu verändern.

Es hilft uns schon enorm, zu wissen, auf welche Erfahrungen sich unser Nervensystem da genau beruft – welche Glaubenssätze und Überzeugungen hinter unseren Handlungen stecken. Denn dann können wir sie nicht nur schneller erkennen, integrieren und sie an die Hand nehmen, sondern sie sogar “updaten”, d.h. ihnen die emotionale Aufladung dauerhaft nehmen. In dem wir die Geschichten erkennen, die sie beinhalten, fühlen, was sie mit uns machen – und dann erkennen, dass sie keine Tatsachen sind. Dass uns das, was wir am meisten fürchten, nicht untrennbar angewachsen ist, sondern wir vor allem sehr geübt darin sind, die Reime, die sich unser kindliches Nervensystem einmal gemacht hat, als die Wahrheit anzunehmen.

So können wir erkennen, wer wir jenseits dieser Glaubenssätze und Überzeugungen sind. Wie viel freier wir leben können, wenn wir alle Ängste und Befürchtungen aus ihrer dunklen Ecke ins Licht locken, erkennen, was sie uns sagen wollen, und feststellen, dass wir nicht sie sind. Sondern, dass wir derjenige sind, der sie geschaffen und am Leben erhalten hat. Und aus dieser Position heraus nun auch entscheiden können, Abstand zu ihnen einzunehmen, Alternativen zu sehen und auszuprobieren und so die alten Verknüpfungen irgendwann sogar ganz loszulassen. Wir können uns also das, was wir als Kind nicht einordnen konnten, im Nachhinein einordnen und aus unserer Erwachsenen-Perspektive verstehen und uns schließlich davon lösen.

Wir alle haben die Fähigkeit, die emotionale Aufladung unserer alten Geschichten hinter uns zu lassen und so freier zu leben. 

Wir alle haben diese unschätzbar wertvolle Fähigkeit all das zu tun. Wir alle können so in ein freieres, erfüllteres Leben finden und dabei feststellen, dass wir mit jedem Schritt in diese Richtung auch unseren Pferde näher kommen. Besser verstehen können, was sie von uns brauchen. Besser mit ihnen kommunizieren können. Und sie uns auch anders begegnen.

Allerdings ist das nicht immer ganz leicht, schließlich sind sehr daran gewöhnt, die Person zu sein, als die wir uns kennen. Und dann ist da dieses Nervensystem, das Veränderung grundsätzlich schwierig findet – wie eigentlich alles, was es noch nie erlebt hat – und uns manchmal noch eine Weile, gerade in Momenten, in denen wir gerade nicht aufpassen, immer wieder in die alten Muster zurückführen möchte.

Wenn unsere Seele sich aber irgendwann nach einem Update unserer Identität sehnt, weil sie in diesem Leben noch etwas anderes vor hat, als ständig in den alten Geschichten zu hängen und sich selbst zu begrenzen, kann es daher sehr hilfreich sein, sich Unterstützung von außen zu holen. Um herauszufinden, was da im Weg sitzt, warum es da sitzt und was es braucht, damit es den Weg wieder frei macht. Und um das Nervensystem immer wieder an die Hand zu nehmen und Schritt für Schritt zurückzufinden zu dem Menschen, der wir sind, wenn wir wieder nichts sein müssen und alles sein dürfen – unser authentisches Selbst. Für ein erfülltes Leben und mehr Freude und Verbindung auch mit unseren Pferden.

Unsere Pferde haben dieses Thema nicht so. Sie sind fast immer im Moment. Sie wissen oft genauer als wir, was uns im Weg steht und warten geduldig auf der anderen Seite, bis wir es auch erkennen. Und sie geben uns bis dahin immer mal Hinweise, wo unsere Grenzen entlang laufen.

Wenn sich unsere Präsenz-Momente mit unseren Pferden so also irgendwann endlich mehren und verlängern, finden wir wieder in das Gefühl von Verbundenheit und Freiheit hinein, das so viele von uns zu den Pferden hingezogen hat. Der Schlüssel dazu liegt in dem Erinnern an unser authentischen Selbst und an die Möglichkeit, sich wirklich auf den gegenwärtigen Moment einzulassen.

Es ist tatsächlich immer da. Und auch wenn das alles schwierig klingen mag – du bist viel näher dran, als du wahrscheinlich denkst.

Wie du zu dir und deiner Präsenz zurückfinden kannst. 

Du hast Lust bekommen, das zu erkunden? Dann meld dich sehr gern. Wir können einfach mal unverbindlich besprechen, wo du stehst, was du dir wünschst und wie ich dir mithilfe von Coaching helfen kann, dir selbst zu helfen.

Ein etwas kleinerer, aber auch guter Schritt in diese Richtung ist immer auch eine eigene, gute Yogapraxis, weil Yoga am Ende auf genau dieses Zu-sich-Kommen abzielt. Wenn du hier Inspiration suchst, dann schau doch mal bei meinen Online-Yoga-Kursen für ReiterInnen vorbei (deutschsprachig) oder bei meinem ständigen englischsprachigen Yoga-Angebot speziell für Pferdemenschen: Den Body, Mind & Horses Yoga Club.

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