Ein gutes Gefühl für dich und deine Welt – die Loving-Kindness-Meditation
Jan 20, 2022Heute möchte ich die Loving-Kindness-Meditation mit dir teilen. Diese Meditationsübung hilft mir sehr, mich auf einfache Art nicht nur mit mir, sondern auch mit meiner Umwelt und auch meinem Pferd zu verbinden und mehr Liebe und Mitgefühl zu kultivieren.
Wenn ich von der Liebe schreibe – wirkt das dann albern oder pathetisch auf dich? Mir ging es mal so. Obwohl ich schon lange viel Liebe in meinem Leben fühle und diese wirklich wertschätze, finde ich es bis heute schwierig, ihrer Größe mit Worten wirklich gerecht zu werden – und alle potenziellen Augenroller und sarkastischen Kommentare gänzlich auszublenden. Ich habe manchmal das Gefühl, unsere nüchterne Gesellschaft hält gerne einen unnatürlichen Abstand zu diesem Thema (wie auch von anderen ganz entscheidenden Lebensthemen, wie dem Tod) und ich arbeite noch daran, mich davon zu emanzipieren. Denn ich glaube, das ist einfach sehr heilsam.
Was ist die Liebe? Ich glaube, dass die Liebe eine (die?) Kraft ist, die uns alle verbindet und vereint. Dass wir sie in uns selbst fühlen müssen, um sie dann nach außen geben zu können. Und, dass wir sie kultivieren können, dass wir uns willentlich in dieses Gefühl hineingeben und damit potenzieren können. Täte uns „mehr Liebe“ für uns als Individuen und füreinander als Gesellschaft gerade im Moment nicht besonders gut?
Loving Kindness – ein top-aktueller Klassiker unter den Meditationen
Die Loving-Kindness- oder Metta-Meditation (auf Deutsch lässt sich das etwas weniger smooth mit „liebevolle Güte“ übersetzen), ist mir schon recht früh in meiner Yoga- und Meditationszeit begegnet. Sie ist sogar ein sehr klassischer Teil der Achtsamkeitspraxis sowohl im Buddhismus als auch im Zen und gilt aus metaphysischer „Herzöffner“. Als solche fand ich sie auch immer ganz schön, bin aber irgendwie nicht hängen geblieben. Vor einer Weile habe ich jedoch ein Video von Meditationslehrerin und Coach Jesse Johnson dazu gesehen, durch das ich diese Meditation erst so richtig verstanden habe, glaube ich. Seither nutze ich sie regelmäßig und gerne – daher möchte ich sie heute mit dir zu teilen.
In der Loving-Kindness-Meditation geht es darum, bewusst positive Impulse in die Welt zu schicken. Dabei wiederholen wir einen oder mehrere Sätze, die positive Wünsche ausdrücken. Im Laufe einer solchen Meditation richten wir dann unseren Fokus nacheinander auf andere Menschen, Tiere, Gruppen und uns selbst. „Möge X glücklich sein. Möge X frei sein. Möge X gesund sein. Möge X in Sicherheit sein.“ – oder so ähnlich. Genauso gut passen natürlich Attribute wie „geliebt sein“, „entspannt sein“, „sich reich fühlen“ etc… Wir können unsere eigenen Worte wählen und auch die Anzahl der Sätze variieren. Wichtig ist nur, dass jeder Satz ein positives Gefühl in uns auslöst.
Auch für Anfänger geeignet
Dadurch, dass wir mit konkreten Sätzen arbeiten, ähnelt die Loving-Kindness-Meditation einer klassischen Mantra-Meditation. Sie ist aber für eine solche eben sehr frei gestaltbar. Der Vorteil: Die Worte dienen unseren Gedanken als Anker. Vielen Menschen fällt die Konzentration auf einen Satz erfahrungsgemäß sogar leichter als die Konzentration auf den Atem. Diese Meditation ist also auch für Meditationsanfänger sehr gut geeignet.
Die Loving-Kindness-Meditation ist für mich zudem aus vielerlei Gründen sinnvoll und reichhaltig. So hilft sie uns, nicht nur uns selbst gutzutun, sondern auch anderen:
- Sie regt uns dazu an, neugierig zu werden, wie es anderen Menschen und Tieren geht. Ich glaube ganz fest, dass ein Blick über den eigenen Tellerrand in jedem Zusammenhang sinnvoll ist. Und dass eine solche Meditation für mehr Mitgefühl und ein harmonischeres Miteinander sorgen kann – unter Menschen und zwischen Mensch und Pferd.
- Wir üben mit ihrer Hilfe, uns selbst positive Gedanken zu schicken – und damit dem oft sehr präsenten Kritiker einen wertvollen Gegenimpuls zu liefern.
- Außerdem bringt sie „ganz nebenbei“ eine Note von Dankbarkeit mit sich. Während wir uns selbst und anderen gute Wünsche aussprechen, ist es schwer zu übersehen, wen und was wir alles in unserem Leben haben. Wie viel Gutes bereits darin steckt. Und Dankbarkeit ist dieses Zaubergefühl, dass alle negativen Gefühle in den Hintergrund drängt und das sich ebenfalls potenziert, wenn wir uns mit ihr beschäftigen. Je mehr wir dankbar sind, desto mehr bekommen wir, für das wir dankbar sein können.
Und diese Meditation ist dazu so simpel! Man kann die Loving-Kindness-Meditation beliebig lang üben, mit offenen oder geschlossenen Augen. Man kann sie im Sitzen, Liegen, im Gehen, ja, sogar beim Autofahren üben. Du wirst feststellen, dass sie zuverlässig ein gutes Gefühl herstellt, dass sie ruhiger, erfüllter und zufriedener macht, und vor allem: dass sich der Kontakt mit anderen danach ebenfalls positiv verändert.
Eine extrem alltagstaugliche Meditation
Außerdem lassen sich sämtliche Gedanken und äußere Einflüsse, die während der Meditation auftreten, einfach in diese mit einbauen. Wenn dabei plötzlich etwas anderes in das Scheinwerferlicht deiner Aufmerksamkeit gerät – kein Problem, richte die Meditation einfach in diese Richtung neu aus. Du schickst gerade gute Wünsche an dein Pferd, aber dir fällt aus irgendwelchen Gründen dein Nachbar ein? Kein Problem, dann schick einfach ihm gute Wünsche. Wenn dein Partner oder Kind die Meditation „stört“, setze sie einfach mit liebevollen Gedanken an diese Menschen fort. Alles lässt sich integrieren.
Denn auf wen oder was du deinen Fokus konkret richtest, ist eigentlich nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass du dich in ein positives, liebevolles Gefühl bringst und dieses nicht nur sendest, sondern dich selbst auch damit auflädst. Damit tust du dir selbst und auch deinem Umfeld, auf das du währenddessen und danach wirkst, Gutes. Und verdienen tun deine guten Wünsche ohnehin alle gleichermaßen.
Nur dich selbst solltest du nicht vergessen und an irgendeiner Stelle in deine Loving-Kindness-Meditation einschließen. Es ist einfach enorm wichtig, dass wir mit uns selbst im Reinen sind, dass wir uns selbst annehmen üben, um nicht nur leichter durchs Leben zu kommen, sondern diese „liebevolle Güte“ dann auch deutlich besser nach außen verteilen zu können. Nutze also unbedingt diese Übung, dir selbst etwas zu gönnen. Wenn es dir leichter fällt, kannst du dir auch vorstellen, dass diese Wünsche gar nicht von „dir“, sondern von einer „höheren Kraft“ kommen – Gott, das Universum, der Allgeist, die Liebe selbst, das Große Ganze, der Obermufti… Wie auch immer du sie für dich nennen magst. Denn tatsächlich ist es genau diese Energie, mit der wir uns hier verbinden wollen und die hier mit, für und durch uns wirkt.
Probiere die Loving-Kindness-Meditation mit dem Video in diesem Beitrag direkt einmal aus. Wenn du das Prinzip erstmal kennst, kannst du sie, wie gesagt, für fast jede Länge und Lebenslage adaptieren und damit immer wieder eine positive Verbindung herstellen – zu dir, zu deinen Lieben, zu anderen Menschen, zur Umwelt und natürlich zu deinem Pferd.
Foto: Xenia Bluhm